Der Teide, der Vulkan auf Teneriffa, ist mit seinen 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Obendrein ist der Teide der drittgrößte und noch aktive Inselvulkan weltweit, auch wenn er als ruhend gilt. Doch was würde eigentlich passieren, wenn der Vulkan auf Teneriffa eines Tages ausbrechen würde? Seit dem Vulkanausbruch auf der Nachbarinsel La Palma haben sich Wissenschaftler vermehrt mit der seismischen Aktivität auf den Kanarischen Inseln beschäftigt. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde nun eine Studie über den Pico del Teide veröffentlicht, deren Ergebnisse wir Ihnen in diesem Artikel präsentieren möchten.
Wie es zu den Untersuchungen zum Vulkan auf Teneriffa kam
Im Juli 2021 verzeichnete das Nationale Geografische Institut IGN einen Schwarm an Mikrobeben in den Cañadas del Teide. Insgesamt 600 kleine Erschütterungen wurden dabei gemessen, deren Epizentrum sich südlich des Pico Viejo befand, dem zweithöchsten Vulkan auf Teneriffa (3135 Meter). Doch nicht dort kam es zu einem Ausbruch, sondern auf La Palma, was weltweit für Aufsehen sorgte.
Im Anschluss an den Ausbruch am Cumbre Vieja gab es Entwarnung für den Teide und Forscher vermuten, dass die Mikrobeben durch Bewegungen von Dampf oder Wasser im Inneren des Vulkans ausgelöst worden sind. Dennoch rückte der Pico del Teide mehr in den Fokus der Forschung.
Joan Martí leitete eine Studie, die jüngst im “Bulletin of Volcanology” veröffentlicht wurde. Martí geht davon aus, dass es eines Tages wieder zu einem Ausbruch kommen wird. Er betont dabei allerdings, dass es keinerlei Anzeichen für eine zeitnahe Eruption gebe. Jedoch gehöre der Teide-Pico-Viejo-Vulkankomplex (TPV) zu den wichtigsten aktiven Vulkankomplexen in Europa, weshalb die Kontrolle des TPV nicht vernachlässigt werden dürfe. Schließlich würde ein Ausbruch des Pico del Teide eine deutlich größere Katastrophe darstellen, als der Vulkan auf La Palma.
Wie wahrscheinlich ist ein Ausbruch des Pico del Teide?
Wie Martí erklärt, sei es ein Fehler, Vulkane mit langen Wiederkehrintervallen zu unterschätzen. Tückisch beim Teide sei die Tatsache, dass der Vulkan eben nicht nur den Bereich direkt unter dem Berg, sondern den gesamten Teide Nationalpark einnehme. Insgesamt gab es auf der Insel in den letzten 12.000 Jahren 16 Ausbrüche, von denen der jüngste bereits Jahrhunderte zurück liegt. Zu einem wirklich großen und explosiven Ausbruch kam es zuletzt kurz vor unserer Zeitrechnung. Aber wie groß die Gefahr für eine große Eruption in naher Zukunft?
Aufgrund einer Erschütterung im Jahr 2004 wurden viele verschiedene Szenarien berechnet, um die Lage besser einschätzen zu können. Diesen Berechnungen zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 20 Jahren zu einer ähnlich großen oder größeren Eruption wie vor 2.000 Jahren kommt, bei etwa 2,1 Prozent.
Je länger in die Zukunft geschaut wird, desto höher steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit. So liegt die Wahrscheinlichkeit in den kommenden 50 Jahren bereits bei 5,1 Prozent, in den kommenden 100 Jahren sogar bei 10 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit für einen kleineren Ausbruch ist laut der Berechnungen deutlich größer. Bis zum Jahr 2060 liegt diese bei 11,1 Prozent.
Welche Bereiche würde der Vulkan auf Teneriffa treffen?
Im Rahmen der Studie wurde auch darauf geschaut, welche Konsequenzen ein Ausbruch des Pico del Teide hätte. In den durchgespielten Szenarien würde der Norden der Insel stärker unter einer Eruption leiden als der Süden. Besonders für die Täler von La Orotava und Icod de los Vinos wurde ein hohes Risiko errechnet. Vergleiche mit alten Ausbrüchen würden dabei zeigen, dass die Lava unter Umständen bis an die Küste gelangen könnte, wobei einige der am dichtesten besiedelten Gebiete der Insel in Mitleidenschaft gezogen werden würden.
Der Osten mit Santa Cruz und La Laguna wäre nicht so gefährdet. Zum Einen liegt der Vulkan recht weit entfernt, zum Anderen liegen diese Orte leicht erhöht. Dadurch wären diese vor den Lavaströmen geschützt. Auch schütze die Distanz vor dem beim Ausbruch teilweise kilometerweit geschleuderten Eruptivgestein. Dieses könne aber die Täler von La Orotava oder Icod de los Vinos erreichen.
Für den Süden der Insel sind die Prognosen ebenfalls besser, als für den Norden. Zum Einen liegt auch dieser ein gutes Stück vom Vulkan auf Teneriffa entfernt, zum Anderen stellt die Caldera Las Cañadas einen natürlichen Schutzwall dar, der vor den Lavaströmen schützt.
Lava und Asche
Wie die Wissenschaftler errechneten, würde die Lava des Teide eine recht hohe Viskosität aufweisen, dabei jedoch eine relativ niedrige Temperatur haben. Dadurch würde sie sehr langsam fließen, könnte aber dennoch sehr weite Strecken zurücklegen. Die Lavadecke wäre dann bis zu 10 Meter hoch und sich in Richtung wälzen. Auch hier liegt das größte Risiko im Norden, könnte aber auch andere Flanken betreffen.
Ein weiteres Problem bei einem Vulkanausbruch ist die Asche. Sollte es tatsächlich zu einem größeren Ausbruch kommen, könnte die Schließung aller acht Flughäfen der Kanarischen Inseln die Folge sein. Bis zu 10 Zentimeter dick könnte die dabei Ascheschicht auf Teneriffa werden, auf Gran Canaria müsste man noch immer mit einer etwa 1 Millimeter dicken Ascheschicht rechnen. Diese Zahlen können sich je nach Dauer des Ausbruchs, der Windrichtung und anderer Faktoren lokal natürlich noch erhöhen.
Aktuell keine Gefahr
Martí betont, dass er mit diesem Bericht keine Unruhe oder Angst schüren wolle. Die Studie diene nur dem Zweck, die Gefahr nicht zu unterschätzen und den Vulkan zu kontrollieren. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs ist selbst mit Blick auf die nächsten 50 Jahre sehr gering. Wer einen Urlaub auf Teneriffa plant, braucht sich also keine Sorgen zu machen.